designers`saturday 2010 | in der alten mühle langenthal

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"...doch im selben moment platzte der traum"

in jedem kreativen prozess gibt es momente der beschleunigung und solche der entschleunigung. der magische moment, in dem sich ideen konkretisieren, vor dem geistigen auge sichtbar werden, wird oft als ein gefühl wie im innern eines orkanes beschrieben. aussen toben die gedanken, das angesammelte wissen wirbelt umher, man steht mittendrin, die bewegungen im innern verlangsamen sich bis zur zeitlupe und die idee bildet sich klar und deutlich ab. doch im nächsten moment, innerhalb von sekundenbruchteilen kommen zweifel auf, ideen zerplatzen wie seifen- blasen. genauso schnell werden wieder neue ideen generiert. das spiel geht weiter. oft nur in kleinen schritten, spiralförmig wird die grundidee umkreist, die konzeption auf ein nächst höheres niveau geschoben. dies alles findet als simulation der wirklichkeit statt. muster und modelle ent- stehen, versuche werden aufgebaut, es wird überprüft und hinterfragt. die reale, handwerkliche und produktionstechnische überprüfung ermöglicht erst den qualifizierenden schritt in die dingwelt. das ziel ist erreicht, wenn kopf und hand sich einig sind.


der designprozess ist ein tägliches üben der reduktion, eine auseinander- setzung mit dem wesentlichen. was können, dürfen, ja müssen wir weglassen? dabei ist das "wesentliche" durchaus nicht allein auf formale aspekte zu beschränken. beim entwickeln des drahtstuhles, dessen designprozess noch nicht abgeschlossen ist, entstand eine vielzahl von drahtmodellen. in dem versuch, die sitz- und rückenflächen zu definieren, griffen wir auf die bekannte methode der gespannten seifenhaut zurück. die seifenhaut hat die überraschende physikalische eigenschaft zwischen zwei punkten immer die kürzeste strecke zu bilden. wird also ein draht- modell in seifenlauge getaucht, spannt sich eine seifenhaut über alle punkte und bildet für kurze zeit eine perfekte oberfläche. so lassen sich formübergänge, freiformflächen und geometrische volumen in vielen variationen physisch visualisieren und überprüfen. auch wenn die seifen- flächen jeweils nur für sekunden bestehen, sind diese augenblicke der "formbildung" faszinierend, erkenntnisreich und bestechen durch ihre perfektion. natürlich liesse sich das mit einem computerprogramm genauso schnell durchspielen. nur fehlt die sinnlichkeit des materials, das händische definieren der formbestimmenden drahtmodelle, das spieler- ische moment der seifenhautmodelle. 
die installation in der alten mühle verweist auf diese handwerkliche formfindung und inszeniert einen moment im entstehungsprozess eines produktes.

 

carmen greutmann-bolzern, urs greutmann